Startseite > Standort: Zum 8. Dezember
Ist es nicht schön, wenn man am 8. Dezember gemeinsam in Ruhe einkaufen gehen kann? –
Aber nicht für alle. Weniger schön ist es für die Handelsangestellten, die „freiwillig“ Dienst tun dürfen („Es war die Hölle“ – Mitarbeiterin von Ikea) und noch weniger schön ist es für die kleinen LadenbesitzerInnen, die ohnehin schon 50 und mehr Stunden pro Woche beschäftigt sind ohne deshalb genug zu erwirtschaften, um sich Angestellte leisten zu können. Die das ganze Jahr kein Wochenende im üblichen Sinn mit ihren Familien und Freunden verbringen können, weil sie Samstag vormittags im Geschäft stehen und „natürlich“ auch Freitag nachmittags keinen Frühschluss haben. Aber selbst KundInnen sind ja nicht nur KundInnen, sondern Menschen mit weiteren Interessen und wer weiß wie lange es noch dauern mag bis der Rest der Wirtschaft draufkommt, dass diese Regelung der Ladenschlusszeiten einen – wie das so schön heißt – ungerechtfertigten Wettbewerbsvorteil für den Handel darstellt, woraufhin die KundInnen am 8. Dezember im Büro sitzen werden, statt einkaufen zu können. Denn wer zu jeder Tages- und Nachtzeit einkaufen kann, kann auch zu jeder Tages- und Nachtzeit arbeiten.
Dass längere Öffnungszeiten Arbeitsplätze schaffen könnten, ist eine recht durchsichtige Propagandalüge. Denn wann ging es denn schon um das Wohl der Angestellten, wenn man mehr Profit machen kann? Mehr Arbeitsplätze ließen sich durch eine Arbeitszeitverkürzung schließlich sofort schaffen. Nur weil die Geschäfte am 8. Dezember oder gar am Sonntag geöffnet halten, ist die Kaufkraft der KundInnen ja auch nicht höher und es wird nicht mehr Umsatz gemacht, denn dazu müssten die Leute mehr Geld bekommen - er wird nur anders verteilt! Der Handel insgesamt verliert überhaupt nichts, wenn er nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung steht, darum geht es ja in Wirklichkeit auch gar nicht. Es geht wieder einmal um Verteilungskämpfe zwischen den großen Ketten, die sich notfalls auch gesetzteswidrig über Ladenschlusszeiten hinwegsetzen, wie seinerzeit „Hartlauer“ um den „Einkaufsfeiertag 8. Dezember“ zu erzwingen, und den kleinen Läden, in denen meist die Besitzerin oder der Besitzer selbst ohnehin schon 50 Wochenstunden und mehr beschäftigt sind. Denn wenn die Großen offen halten, während die Kleinen einmal verschnaufen, dann könnte man als Großer noch etwas mehr an sich raffen, so spekuliert man. Aber da haben Sie als Konsument auch noch mitzureden: Sie müssen nicht sonntags einkaufen gehen und Sie können auch den 8. Dezember konsummäßig boykottieren: „Buy nothing“ und „consumers with attitude“ sind die trotzigen Slogans einer Aktion, die am „traditionsreichen“ 8. Dezember mitten im Weihnachtsgeschäft auf einer der meistfrequentierten Wiener Einkaufsstraßen startet.
Es ist ja nicht so, dass der Handel keine Zeit für seine Kunden hätte: Schließlich gibt‘s ja zusätzlich zum Freitag nachmittag und Samstag vormittag noch Einkaufssamstage und (Mödlinger) Einkaufsnächte. Lassen Sie den im Handel Tätigen auch etwas Zeit für ein Familienleben und zum Entspannen und kommen Sie bitte wenn möglich am 9. Dezember oder am darauf folgenden langen Einkaufssamstag wieder! Da sind sie wieder gerne für sie da.
Quellen:
www.malmoe.org/artikel/widersprechen/130/3,
www.ug-oegb.at/ug/alternat/95/1205.htm,
www.orf.com/031208-68475/ (Artikel nicht länger online) und
www.derbetriebsrat.at – Informationsplattform des Angestelltenbetriebsrates der Hartlauer Handelsg.m.b.H Artikel aus dem Jahr 2002